Elektras Mutter Klytämnestra hat gemeinsam mit ihrem Geliebten ihren Gatten Agamemnon erschlagen und die Herrschaft in Mykene übernommen. Elektra wird sich damit nicht abfinden. Das vergangene Unrecht ist ihre Gegenwart, das Zentrum ihres Verständnisses von sich und der Welt. Die Textcollage "Elektrakomplex" die auf anonymen Interviews mit 12 väterlosen Frauen basiert, dreht sich um Rache, Recht und tragische Verstrickung. In ihr rotieren die Figuren um ein leeres Zentrum: den abwesenden Vater.
"Töricht, wer die schmählich geraubten Eltern vergißt."
Erinnern wie Vergessen sind Extreme, welche die drei Frauen, neben Elektra und Klytämnestra noch deren andere Tochter Chrysothemis, in mancher Hinsicht mehr zu verbinden scheinen als zu trennen. Die brachiale Sprache, mit der die Figuren ihr Gefängnis zu sprengen versuchen, ist ihnen von biographischen Erzählungen verliehen und wird sich in ihrer Kraft schließlich doch gegen das Bild der "rasenden Frau" wenden, das Elektra auf der Bühne oft zuteil wird.